Eine Angsterkrankung schränkt viele Menschen in ihrem Leben ein. Eine häufige Begleiterscheinung von Panikattacken ist, dass sich Betroffene mehr und mehr zu Hause vergraben und nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen.
Dies ist auch nachvollziehbar: Um keine Panikattacken in der Öffentlichkeit zu erleiden, bleibt man lieber in den eigenen vier Wänden – es ist also die Angst vor der Angst, die einschränkt. Die eigenen Grenzen werden immer kleiner gesteckt und trotzdem kommen Panikattacken und Angstzustände. Dies geschieht solange, bis man nicht mehr weiß, wie man ihnen noch ausweichen soll.
Wichtig ist: Egal wie eng die Grenzen im Moment gesteckt sind – sie können und sollen Schritt für Schritt ausgeweitet werden. Es ist natürlich nicht Sinn der Sache, von heute auf morgen komplett angstfrei zu sein. Es geht darum, sich langsam, aber stetig nach vorne zu bewegen und seine Grenzen auszuweiten – Schritt für Schritt für Schritt. Für den einen kann ein solcher Schritt sein, alle zwei Tage für zehn Minuten um das eigene Haus zu gehen. Für einen zweiten bedeutet ein Schritt, wieder mit der U-Bahn in die Arbeit zu fahren. Für einen dritten ist ein Schritt, auf eine große öffentliche Veranstaltung zu gehen. Die Schritte sind individuell und nur der Betroffene selbst kann wissen, welche ihn weiterbringen und welche er oder sie in diesem Moment schafft. Es geht darum, sich selbst mehr und mehr zuzutrauen.
Wie lange der Weg raus aus der Angsterkrankung dauert, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Das Wichtige dabei ist, dass jeder seinen eigenen Weg findet und zwar in seinem ganz persönlichen Tempo. Denn nur so kann der Weg weg von den Panikattacken auch tatsächlich funktionieren. Eine Angsterkrankung ist etwas Ernst-zu-Nehmendes, aber nichts, wogegen man nichts machen kann!
Das persönliche Tempo zu finden bedeutet auch, den persönlichen Mittelweg zu finden – also sich selbst immer wieder Mut zusprechen, dann auch mutig sein und die Grenzen erweitern. Aber genauso wichtig ist es, sich selbst nicht zu viel Druck machen. Kleine Schritte, die wirklich funktionieren und stetig vorwärts gehen, sind wesentlich sinnvoller als zehn Schritte nach vorne zu hüpfen und dann umzufallen.