Angst und Panik – Infos für Betroffene & Angehörige

Angst und Panik – Infos für Betroffene & Angehörige

Angst und Panik – Infos für Betroffene & Angehörige 150 150 Psychotherapie für Erwachsene

Angst als natürliches und überlebenswichtiges Gefühl

Angst ist ein ganz wichtiger Bestandteil unseres Lebens – ohne Gefühle von Angst würden wir nicht überleben, denn Angst ist eine wichtige Reaktion auf Gefahr.

Sie bereitet uns auf schnelles Handeln vor, auf Kampf oder Flucht. Wir sind völlig auf die gefahrvolle Situation konzentriert. Das Herz pumpt vermehrt Blut durch den Körper, um die Muskeln stark zu machen. Die Atmung wird schneller, damit genug Sauerstoff da ist. Manchmal wird erbrochen oder der Stuhl entleert sich – damit sich der Körper von allem „Unnötigen“ befreit.

Panikattacke als „Angst ohne Gefahr“

Bei einer Panikattacke kommt es genau zu den oben beschriebenen Reaktionen. Der Unterschied zu einer „natürlichen“ Angstreaktion ist jedoch, dass in Wahrheit gar keine Gefahr besteht. Der Körper glaubt jedoch, in einer Gefahrensituation zu sein. Und das spüren wir, bei gleichzeitiger Verwirrung und Unsicherheit über den Grund. Dies macht eine Panikattacke auch so unangenehm: Wir erkennen keinen besonderen Anlass und fühlen uns ausgeliefert.

Wie zeigt sich eine Panikattacke?

Menschen, die eine Panikattacke (ein anderes Wort ist „Angstanfall“) erleiden, sind innerlich stark angespannt. Dies Anspannung zeigt sich durch angespannte Muskulatur, zusammengepresste Lippen, eine flache Atmung, ein schneller Herzschlag und Zittern. Der Blick ist starr. Diese körperlichen Stressreaktionen sind wichtig für die Aktivierung des Körpers, der ja glaubt, in einer Gefahrensituation zu sein.

Wie fühlt sich eine Panikattacke an?

Wie sich eine Panikattacke anfühlt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Die meisten spüren einen starken Herzschlag, zittern und sind schwindlig. Manche spüren ihr Herz unregelmäßig „hüpfen“. Andere fühlen sich „dem Zerplatzen nahe“. Wiederum andere haben den Eindruck, ein Blitz geht durch Ihren Körper. Das Gefühl wechselt zwischen Hitzeschüben und Kälteschauer. Die Finger oder das Gesicht kribbelt. Manche müssen erbrechen oder bekommen Durchfall.

Allen gemeinsam ist, dass sich eine Panikattacke höchst unangenehm und ungesund anfühlt. Unangenehm ist sie, ungesund nicht – der Körper nimmt keinen Schaden.

Ein Schwindelgefühl ist besonders häufig – und oft besonderer Anlass, um sich Sorgen um seinen Körper zu machen. Doch keine Sorge, der Schwindel entsteht einerseits durch die schnelle Atmung und den Sauerstoff-Überschuss und andererseits, weil das Adrenalin, das auf Kampf oder Flucht vorbereitet, nicht abgebaut wird. Aber es schädigt den Körper nicht!

Auch das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen, ist sehr unangenehm. Dies kommt daher, dass sich die Muskeln im Körper anspannen – und somit auch die Muskeln in der Kehle und in der Brust. Es fühlt sich so an, als ob man ersticken würde – was aber nicht der Fall ist. Einfache Faustregel: Solange Sie sprechen können, gelangt genug Luft in die Atemwege.

Viele berichten auch, dass Sie ein ein Gefühl des „Verrückt-Werdens“ haben oder dass alles „unwirklich“ erscheint. Dies entsteht, weil der Körper etwas anderes sagt als das Großhirn. Das Großhirn weiß, dass keine Gefahr droht, der Körper aber reagiert so. Weil das nicht „zusammenpasst“, glauben manche Menschen, dass sie „verrückt“ sind oder das etwas „nicht wirklich“ sein kann. Denken Sie sich immer wieder, dass Sie nun ganz einfach in einer Situation sind, wo Körper und Großhirn sich nicht „einig“ sind – aber sie sind nicht verrückt!

Die Angst vor der Angst – das eigentliche Problem von Angsterkrankungen

Zusätzlich zu den Panikattacken entsteht auch in den Zeiten dazwischen große Angst – nämlich, dass eine Panikattacke erneut kommen könnte. Dies ist das eigentlich Problematische an einer Angsterkrankung, nämlich eine ständige „Erwartungsangst“. Kleine Unruhe-Anzeichen des Körpers führen dann schon zu großer Angst und eine Panikattacke ist vorprogrammiert. Diese „Erwartungsangst“ entsteht durch eine sogenannte „Überverallgemeinerung“:

Ich weiß, dass eine Kuh vier Beine hat → Ich sehe ein Tier mit vier Beinen → Das muss eine Kuh sein!
Umgelegt auf die Angst: Ich weiß, dass Schwindel ein Anzeichen einer Ohnmacht ist → Ich spüre leichten Schwindel → Ich werde gleich ohnmächtig!

Erwartungsangst führt zu einer Angstspirale: Durch Angst vor der Angst wird der Körper angespannter, es kommt zu Angstsymptomen, es entstehen Panikattacken, die Erwartungsangst wird noch größer usw. Auch vergraben sich die Menschen immer mehr zu Hause, werden einsamer und auch dadurch ängstlicher.

Angst und Depression

Die meisten Menschen, die länger an einer Angsterkrankung leiden, entwickeln auch Depressionen. Laut wissenschaftlichen Untersuchungen sind über 40 % der Menschen mit Panikattacken auch depressiv. Dies ist verständlich: Angst und Panik macht auf Dauer sehr gedrückt. Symptome von Depressionen sind Schlafprobleme, veränderter Appetit, Müdigkeit, Energielosigkeit, Schuldgefühle und ein Gefühl innerer Leere. Gesprächstherapie und medikamentöse Behandlung zielen auf daher auf beides ab: es wird sowohl die Angsterkrankung als auch die Depression behandelt.

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