Lebenskrisen sind etwas ganz Natürliches. Jeder Mensch durchlebt Verschiedenste davon – begonnen bei einer schwierigen Kindheit und den Härten des Erwachsen-Werdens über die Verantwortlichkeit des Erwachsen-Seins bis hin zu vielfältigen Schicksalsschlägen. Als Psychotherapeuten bemühen wir uns, auf professionelle Weise einen Raum zu schaffen, in dem sich Menschen der Verarbeitung und Überwindung dieser Lebenskrisen widmen können. Es handelt sich dabei um einen sicheren und dadurch gleichzeitig sehr offenen Raum, in dem viele Möglichkeiten entdeckt werden können, die im Alltag verborgen bleiben.
Nun erleben wir als Psychotherapeuten die persönliche Entwicklung unserer Klientinnen und Klienten meist nur in den Therapiesitzungen. Aus diesem Grund hat es mich besonders gefreut, als ich vor kurzem einen Freund aus alten Tagen getroffen habe, der aufgrund einer Lebenskrise zu einer von mir empfohlenen Gesprächstherapeutin gegangen ist. Er meinte, dass die Chemie zwischen ihnen beiden sofort gestimmt hatte und er sich von Beginn an in dieser Beziehung sehr wohl und sicher gefühlt hatte. Dadurch, dass er frei über seine Probleme sprechen konnte, lernte er sich selbst besser kennen und sah die Ursachen seiner Probleme. All das stärkte sein Selbstbewusstsein und half ihm, mehr Zuversicht in sein eigenes Erleben zu erfahren. Die Lebenskrise, die er zu diesem Zeitpunkt hatte, konnte er gut für sich lösen. Für mich war es sehr schön, ihm dabei zuzuhören, wie er über seinen Entwicklungsprozess berichtete:
Am Anfang der Therapie hatte er noch einen etwas verworrenen Zugang zu seinen Gefühlen und Gedanken. Er wurde von Zukunftsängsten geplagt, litt unter dauerndem Gedankenkreisen und hatte den Eindruck, ständig von anderen verurteilt zu werden. In der Gesprächstherapie setzte er sich mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen genauer auseinander, um sie besser zu verstehen. Er verlor Blockaden vor seinen Empfindungen, konnte sie zunehmend besser ausdrücken und war in der Lage, persönliche Grenzen zu setzten, wo es notwendig war. Auch sein Umgang mit anderen Menschen veränderte sich: Er hat jetzt den Eindruck, dass seine Beziehungen authentischer und aufrichtiger geworden sind. Auch seine Angst vor äußerer und innerer Bewertung hat abgenommen und er hat gelernt, liebevoller mit sich selbst umzugehen. Seine Lebenskrise sieht er heute, auch wenn sie eine Zeit lang großes Leid gebracht hat, als einen großen Entwicklungsschritt.